Erster Biospährentag

Die heimische Modellregion kennenlernen

Erster Biosphärentag: 11. Klassen des Thüringer Rhöngymnasiums entdecken das Biosphärenreservat

Rhön, 16.10.2023 –  Schule nachhaltig und zukunftsorientiert gestalten: Statt Mathe, Deutsch und Biologie standen beim ersten Biosphärentag „Vielfalt“, „nachhaltige Entwicklung“, „Forschung und Monitoring“ sowie „Bildung und Kommunikation“ auf dem Stundenplan der Elftklässler des Thüringischen Rhöngymnasiums in Kaltensundheim: Also die vier Aufgabenbereiche, die den weltweit 748 Biosphärenreservaten von der UNESCO übertragen wurden und die das Team der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön einen Tag lang an verschiedenen Stationen erfahrbar machte.

Im Jahr 2019 wurde das Rhöngymnasium als erste Einrichtung im länderübergreifenden Biosphärenreservat Rhön als Biosphären-Schule zertifiziert. Daher hatten viele der Jugendlichen im Laufe ihrer Schulzeit bereits an einzelnen Projekten, wie beispielsweise zur Landschaftspflege, teilgenommen. Der Biosphärentag war dennoch etwas Neues – nicht zuletzt für das Bildungsteam der Biosphärenreservatsverwaltung, das sein Wissen sonst überwiegend an Jüngere aus Kindergarten und Grundschule vermittelt.

Wozu UNESCO-Biosphärenreservate?

„Obwohl die meisten Menschen Biosphärenreservate überwiegend mit Naturschutz assoziieren, wurden sie 1971 ursprünglich als weiterführendes Friedens- und vor allem Mensch-Umweltbeziehungsprojekt initiiert“, erfuhren die 64 Schülerinnen und Schüler im Einführungsvortrag von Verwaltungsstellenleiterin Ulrike Schade. Auch auf die Aufteilung in Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen ging die Dozentin ein.

Forschung und Monitoring

Um zu zeigen, wie Forschung und Monitoring in Kernzonen ablaufen, wurden die Klassen zur Erweiterungsfläche der Kernzone Umpfen nahe der Ortschaft Fischbach transportiert. An dem gleichnamigen Bach berichtete Matthias Schmidt (Thüringer Verwaltungsstelle) vom länderübergreifenden Quellenmonitoring. Die Jugendlichen durften selbst Temperatur und weitere Wasser-Parameter bestimmen. Karola Marbach zeigte verschiedene Fallen zum Erfassen von Säugetieren und Insekten, welche innerhalb des Kernzonenmonitorings verwendet werden. Die Jugendlichen konnten bei der Datenerfassung einen Einblick in die oftmals sehr aufwändige Forschungsarbeit gewinnen.

Schutz der Vielfalt

Auf einer Fläche im Sommertal hieß es Anpacken: Unterstützt von Mario Remmele vom Landschaftspflegeverband Thüringer Rhön e. V. und von Sophie Walch sowie Nils-Jonas Telle (beide Thüringer Verwaltung) machten die Jungs und Mädchen, ausgestattet mit Heckenscheren, Gabeln und Rechen die Erfahrung, wie mühsam es ist, Landschaftspflege zu betreiben. Des Weiteren entdeckten sie Schmetterlinge, Grashüpfer und versteckt im Inneren eines Schwarzdornbuschs ein leeres Vogelnest – alles Hinweise auf den Artenreichtum einer gepflegten Kalkmagerwiese.

Nachhaltige Entwicklung

In der Propstei Zella wurden Streichhölzer zu Bäumen eines Waldes, den die Jugendlichen in einem Planspiel nachhaltig bewirtschaften durften. Im Verlauf des Spiels, das von Nadja Thürbeck und Nadine Weider (beide Thüringer Verwaltung) moderiert wurde, zeigte sich, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung unter Konkurrenzdruck schwierig ist und alle Teams am erfolgreichsten wirtschafteten, wenn die einzelnen Mitglieder kommunizierten und kooperierten.

Bildung und Kommunikation

Nils Hinkel, Koordinator der Verwaltungsstelle für Bildung und Koordination, hatte im „Biosphären-Klassenzimmer“ der Propstei einen Vortrag über Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) vorbereitet. Er führte aus, dass BNE im Unterschied zur reinen Umweltbildung globale Zusammenhänge in den Blick nimmt und darüber hinaus auf nachhaltiges Handeln abzielt. Zudem ging er auf die unterschiedlichen Zielgruppen ein, die mit der Öffentlichkeitsarbeit der Biosphärenreservate angesprochen werden sollen.

Volker Bauer und Sandra Heine vom Bildungsteam der Thüringer Verwaltung zeigten anhand eines Lernmoduls über die Wildkatze, wie Umweltbildung spannend gestaltet werden kann. Die Schülerinnen und Schüler sollten Maßnahmen zum Schutz der Wildkatze in eine Karte einzeichnen. Zuvor hatte Ulrike Schade über das erfolgreiche länderübergreifende Wildkatzen-Monitoring zwischen 2008 und 2014 berichtet. Am Ende warb das Bildungsteam für die Möglichkeit eines Freiwilligen Ökologischen Jahres in der Verwaltungsstelle.

Nächster Biosphärentag in Planung

Die beiden Lehrkräfte Ulla Meyer und Klaus Markert zeigten sich vom ersten Biosphärentag begeistert. „Vor allem die Einheiten, in denen die Jugendlichen selbst aktiv werden konnten, sind gut angekommen“, resümiert Markert. Der Biosphärentag soll in Zukunft alljährlich für die elften Klassen des Rhöngymnasiums angeboten werden. „Wir haben Potenzial für noch mehr Spiel, Spaß und Spannung“, verspricht Ulrike Schade mit Blick auf ihr motiviertes Bildungsteam. Gerade die angehenden Erwachsenen stellen nach Einschätzung von Nils Hinkel eine wichtige Zielgruppe dar, die mit dem Wissen um einen nachhaltigen Lebensstil und Gestaltungskompetenz für eine zukunftsfähige Gesellschaft hier in der Rhön ausgerüstet sein sollte.

Über die Biosphären-Schulen

Neben 24 Biosphären-Kitas sind in den drei Ländern des Biosphärenreservats Rhön inzwischen 50 Schulen als Biosphärenschulen zertifiziert. Für die Auszeichnung, die drei Jahre lang gültig bleibt, müssen die Einrichtungen sich in mindestens zwei der fünf Handlungsfelder Ernährung, Ökologie, Bauliche Maßnahmen, Soziales und Kooperation oder Konsum engagieren. Die Auszeichnung ist Teil eines breiten Angebots in der Umweltbildung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (kurz: BNE) im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön.

Foto 1: Während des Einführungsvortrags von Ulrike Schade werden die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse zum Raten aufgefordert. / Foto: Sandra Limpert

Foto 2: An der Station Forschung und Monitoring messen Schülerinnen die Leitfähigkeit des Wassers. / Foto: Sandra Limpert

Foto 3: An der Station Schutz der Vielfalt werden die Schülerinnen und Schüler selbst aktiv und lernen den Artenreichtum des Sommertals kennen. / Foto: Sandra Limpert

Foto 4: Karola Marbach erklärt die verschiedenen Methoden des Insektenfangens.  / Foto: Sandra Limpert