Länderübergreifender Kernzonentag im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön – Faszinierende Einblicke in wilde Natur und wertvolle Lebensräume
Rhön, 23.05.2025 – Die Kernzonen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön standen auch dieses Jahr im Mittelpunkt eines länderübergreifenden Aktionstags. In Bayern, Hessen und Thüringen wurden die wertvollsten und unberührtesten Teile im Biosphärenreservat bei spannenden Führungen erlebbar gemacht. Besucherinnen und Besucher bekamen exklusive Einblicke in die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt, lernten den ökologischen und klimatischen Nutzen der Kernzonen kennen und konnten direkt mit Fachleuten aus Naturschutz, Forstwirtschaft und Regionalentwicklung ins Gespräch kommen.
Hessen: Zwischen Quellvielfalt und Hangschluchtwäldern – Unterwegs in der Kernzone Auersberg
Im hessischen Teil der Rhön ging es für rund 15 Interessierte zu einer geführten Wanderung durch die Kernzone Auersberg bei Hilders. Ranger Sascha Heres eröffnete die Tour mit einer Einführung in die Zonierung des Biosphärenreservats und hob die besondere Schutzfunktion der Kernzonen hervor: „Diese Gebiete bleiben vollständig sich selbst überlassen – sie sind Rückzugsräume der Natur und Messlatte für Veränderungen durch den Klimawandel.“
Ein zentrales Thema war die Vielfalt an Quellen im Auersberg, die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen. Auch die besonderen Waldlebensraumtypen wie Hang- und Bergmischwälder sowie beeindruckende Hangschluchtwälder wurden anschaulich vorgestellt. Die Kernzone bietet zudem Heimat für eine Vielzahl an heimischen Fledermäusen.
Förster Christoph Prinz von HessenForst lieferte spannende Details zur Baumartenverteilung und den waldbaulichen Herausforderungen im Zuge des Klimawandels. „Gerade in den vergangenen Jahren sind die Schäden durch Hitze und Wassermangel deutlich sichtbar geworden – viele Baumkronen leiden, einige sterben ab.“ Die Führung verband ökologische Fachinformationen mit eindrucksvollen Naturbeobachtungen. Die Teilnehmenden konnten so ein neues Verständnis für die Bedeutung ungenutzter Naturwälder gewinnen.
Bayern: Kernzone Schwedenberg mit Umgebung: Orchideenpracht und Offenlandvielfalt
In Bayern fand der Kernzonentag in der Kernzone Schwedenberg oberhalb der Fränkischen Saale statt, die als kommunale Kernzone im Besitz der Gemeinde Elfershausen ist. 21 Teilnehmende, darunter auch Elfershausens Bürgermeister Johannes Krumm, begleiteten die Exkursion durch die strukturreichen, nicht mehr bewirtschafteten Wälder der Kernzone und das angrenzende artenreiche Offenland mit Magerrasenflächen
Dr. Tobias Birkwald von der Bayerischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön erläuterte den Wert der Wälder, die als Kernzonen einer natürlichen Entwicklung überlassen werden. Diese Prozessschutzflächen sind bedeutsam für Forschung, Biodiversität und Klimaschutz. Auch der Beruf des Rangers stand im Fokus: Maik Prozeller und Volker Bauer stellten ihre Aufgaben vor und machten die Bedeutung dieser Tätigkeit für Monitoring, Besucherinformation und Schutz der Natur deutlich.
Florales Highlight: Die Wanderung bot zudem eindrucksvolle Einblicke in die Orchideenvielfalt der Rhön. Unterstützt vom BUND Naturschutz Kreisgruppe Bad Kissingen wurden Helm-Knabenkraut, Weißes Waldvöglein, Fliegen-Ragwurz, Bocksriemenzunge und Braune Stendelwurz ebenso entdeckt wie seltene Falter – zum Beispiel der Alexis-Bläuling und der Magerrasen-Perlmuttfalter.
Thüringen: Historische Strukturen und ökologische Vielfalt in der Kernzone Baier
In Thüringen führten Forschungsreferentin Karola Marbach (Thüringer Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön) und Revierleiter Frank Hammerstein (ThüringenForst) gemeinsam eine Gruppe von 13 Interessierten durch den einzigartigen Lebensraum der Kernzone Baier. Neben der Zonierung des Biosphärenreservats erläuterte Marbach die wertvolle und notwendige Funktion der Kernzonen als Rückzugsräume für störungsempfindliche Tier- und Pflanzenarten. Ebenso verwies sie auf die geologischen Besonderheiten des Baiers mit den großen Basaltblockhalden und deren mikroklimatischen Eigenheiten der Kaltluftströmung im Sommer sowie den dort lebenden Spezialisten wie dem Schneefloh, einer Eiszeitreliktart. Besonders sehenswert für die Besucherinnen und Besucher war das blühende Bärlauchfeld inmitten des Buchenwaldes. Die unterschiedlichen Frühjahrsblüher, deren Abfolge innerhalb der Blühzeit sich abwechseln, konnten beim Erklimmen der Baier-Kuppe erkundet werden.
Revierleiter Frank Hammerstein ergänzte die Exkursion durch die anschauliche Darstellung der verschiedenen Waldbewirtschaftungsmethoden und erläuterte die waldbauliche Zielstellung innerhalb des Wirtschaftswaldes der angrenzenden Pflegezone. Die Vernetzung von Wirtschaftswäldern mit ihrer eigenen Biodiversität und den wichtigen Rückzugsorten für die typischen Spezialisten in den Kernzonen sind wichtige Bausteine in den Wäldern des länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.
Gemeinsames Zeichen für den Schutz unberührter Natur
In Bayern, Hessen und Thüringen wurde so ein gemeinsames Zeichen für Bedeutung und Schutz dieser besonderen Rückzugsräume gesetzt – und für das Bewusstsein, dass echte Wildnis auch mitten in Deutschland erlebbar ist. In den Kernzonen darf sich die Natur unbeeinflusst vom Menschen entwickeln. Sie sind ein Refugium für seltene Tier- und Pflanzenarten und dienen als Rückzugsräume, in denen natürliche Prozesse stattfinden können.
Länderübergreifender Entwicklungszonentag am 22. Juni
Schon jetzt vormerken: Am Sonntag, 22. Juni 2025 findet der nächste länderübergreifende Aktionstag statt – mit Fokus auf die Entwicklungszonen, wo spannende Projekte zur nachhaltigen (Region-)Entwicklung vorgestellt werden-
Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön per App erkunden
Mit der App „Biosphärenreservat Rhön“ lässt sich das länderübergreifende UNESCO-Biosphärenreservat bequem und digital entdecken. Eine 3D-Karte bietet Touren- und Ausflugstipps, ein Routing-Tool zeichnet Wander- und Radwege auf. Die App liefert wertvolle Infos zur Rhöner Natur, Verhaltenstipps sowie ein „Virtuelles Panorama“ für einen Rundumblick – auch im Offline-Modus verfügbar. Die kostenlose App ist für iPhones und Android-Geräte in den App-Stores erhältlich.
Im hessischen Teil der Rhön ging es für rund 15 Interessierte zu einer geführten Wanderung durch die Kernzone Auersberg bei Hilders. / Foto: Lea Hohmann
Ranger Sascha Heres eröffnete die Tour mit einer Einführung in die Zonierung des Biosphärenreservats und hob die besondere Schutzfunktion der Kernzonen hervor. / Foto: Lea Hohmann
Die Kernzonen, wie hier die Kernzone Auersberg, bleiben vollständig sich selbst überlassen und sind Rückzugsräume der Natur. / Foto: Lea Hohmann
Für alle Besucher herrscht in den Kernzonen Wegegebot – natürliche, dynamische Abläufe stehen hier im Vordergrund. / Foto: Lea Hohmann
In der Thüringer Rhön ging es für eine Gruppe von 13 Interessierten durch den einzigartigen Lebensraum der Kernzone Baier. / Foto: Moritz Weickert
Dr. Tobias Birkwald erläuterte bei der Führung in der Bayerischen Rhön den Wert der Wälder, die als Kernzonen einer natürlichen Entwicklung überlassen werden. / Foto: Volker Bauer