Weihnachtszeit im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön: Wildtiere schützen, Licht verantwortungsvoll nutzen
Sanfte Adventsbeleuchtung ohne Kunstlicht
Weihnachtszeit im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön: Wildtiere schützen, Licht verantwortungsvoll nutzen

Rhön, 02.12.2025 – Die kalte Jahreszeit ist da – und mit ihr in einigen Gärten und an Balkons auch Lichterketten und leuchtende Dekorationen. Doch während sich die Einen an der vorweihnachtlichen Illumination erfreuen, stellt sie für die zahlreichen Wildtiere, die in unseren Gärten, Hecken und Bäumen in den Ortschaften leben, eine große Herausforderung dar und ist auch ressourcentechnisch nicht unproblematisch. Die Verwaltungsstellen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, das auch als international anerkannter Sternenpark für seinen Schutz der natürlichen Nacht bekannt ist, ruft daher zu einem bewussteren Umgang mit künstlichen Lichtprodukten auf – besonders in der kalten Jahreszeit, aber auch das ganze Jahr über.

Für viele Menschen gehört das Füttern von Gartenvögeln in der kalten Jahreszeit dazu – eine schöne Möglichkeit, den gefiederten Wintergästen beim Überleben zu helfen. Singvögel benötigen jedoch nachts vor allem Ruhe und Dunkelheit, wie wir Menschen auch. Ihre Schlafplätze finden sie in dichten Hecken, Bäumen oder Nistkästen. Oft schließen sie sich zu Schlafgemeinschaften zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen.
Künstliche Beleuchtung beeinträchtigt jedoch diese wichtigen Rückzugsorte: Ohne schützendes Laub und durch mehr Kunstlicht in der kalten Jahreszeit sind die Tiere direktem Licht und Reflexionen stärker ausgesetzt als zu anderen Jahreszeiten. Insbesondere Vögel reagieren ganzjährig besonders empfindlich auf unnatürliche Lichtverhältnisse durch Kunstlicht, was sich auf die Schlafqualität auswirkt, Stress auslöst und so notwendige Energie zum Überleben raubt. Dies macht es umso bedeutsamer, künstliche Beleuchtung nur einzusetzen, wann und wo sie wirklich benötigt wird, um die nächtliche Ruhe der Vögel und anderer Gartenbewohner nicht zu stören.
Wie überwintern eigentlich Insekten?
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass es im Winter keine Insekten gibt, trifft dies nicht auf alle Arten zu. Nachtfalter wie der Eulenfalter, der Frostspanner oder Windenschwärmer sind auch an milderen Wintertagen aktiv. Viele Insekten überdauern jedoch die kalte Jahreszeit in unterschiedlichen Entwicklungsstadien – zum Beispiel im adulten Zustand in Staudenstängeln, Eier werden an Blattunterseiten oder Nadeln abgelegt, während Larven und Puppen in Baumritzen, unter Borken, an Holzzäunen oder unter Rindenüberständen Schutz finden. Künstliche Beleuchtung, die direkt auf Pflanzenstrukturen oder in den Garten einwirkt, beeinträchtigen das Überleben und die Entwicklung.
Die Folgen zeigen sich oft erst im darauffolgenden Jahr, wenn Insektenpopulationen zurückgehen oder ausbleiben. Insekten und Nachtfalter, die mehr als 80 % aller Schmetterlingsarten ausmachen, spielen indes eine entscheidende Rolle in der Bestäubung und sind ein unverzichtbarer Teil der Nahrungskette. Besonders Vögel und Igel sind im Frühjahr auf die Raupen als Futterquelle für ihren Nachwuchs angewiesen. Daher ist es von großer Bedeutung, Insekten und ihre Winterquartiere gezielt vor künstlicher Beleuchtung zu schützen – zum Wohl der gesamten Artenvielfalt und mehr biologische Vielfalt.
Die Summe des Ressourcen- und Energieverbrauchs
Obwohl LED-Leuchten im Vergleich zu den früheren Glühbirnen weniger Strom verbrauchen, ist in Summe der Energieverbrauch hoch, zumal wenn dann umso mehr und länger beleuchtet wird. Problematisch sind auch der hohe Verbrauch an zum Teil nicht recycelbarem Kunststoff und der Einsatz von Weichmachern, der häufig mit der Herstellung von Lichterketten verbunden ist.
Kunstlicht oder Mond- und Sternenhimmel zur besinnlichen Weihnachtszeit?
Das schönste Licht bietet der Nachthimmel. Gerade in der Weihnachtszeit sind die besonders hellen Wintersterne schon früh zu sehen und erfreuen die Augen von Groß und Klein ganz ohne Strom. Die Milchstraße spannt sich schon nach Einbruch der Dunkelheit über den Himmel. Die Weihnachtswoche wird in diesem Jahr vom zunehmenden Mond auf natürliche Art und Weise illuminiert. Da der Mond im Winter aufgrund der Ekliptik besonders hoch am Himmel steht, taucht er die Landschaft in ein gleichmäßiges, sanftes und stilles Naturlicht. Was es am Nachthimmel zu entdecken gibt, zeigt die aktuelle Himmelsvorschau https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/natur/sternenpark-rhoen/aktuelle-himmelsvorschau
Advent unter den Sternen der Rhön
Die Verwaltungsstellen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön laden dazu ein, die Adventszeit bewusst unter einem natürlichen dunklen, funkelnden und beruhigenden Nachthimmel zu erleben. Ein Strohstern im Fenster macht als Weihnachtsgruß schon etwas her. Wer nicht freiwillig auf leuchtende Weihnachtsdekoration verzichten möchte, kann durch folgende Maßnahmen die Auswirkungen reduzieren:
– nur im Eingangsbereich zur Straße hin anbringen, den Garten und Grünstrukturen aussparen
– immer nur für kurze Zeit, denn nach 20 Uhr gibt es kaum noch Vorbeilaufende
– besinnlich zurückhaltend, dezente Intensität und in warmen bernsteinfarbenen Farbtönen
– kein Wechsellicht
Nur gemeinsam und mit Rücksicht kann so dafür gesorgt werden, dass Weihnachten für Nachbarn und die Tiere, die mit uns in unseren Ortschaften leben, ein Fest des natürlichen Lichts und mit reduzierter Lichtverschmutzung wird.
Allgemeine Tipps rund ums Haus: Nachtschutz ist Arten- und Klimaschutz
Im Garten und auf Grünflächen sollte Kunstlicht grundsätzlich vermieden werden. „Omas Garten“ ohne künstliche Lichtquellen ist dabei das Vorbild.
Und falls man doch etwas Licht braucht – z.B. am Hauseingang – dann gilt:
- zuerst schauen, ob das nächtliche Umgebungslicht ausreicht
- lichtunabhängige Lösungen wie Markierungen, Reflektoren oder die sachgemäße Nutzung mobiler Lichtquellen wie Taschenlampen bevorzugen
- sparsam, nur so viel Licht wie nötig – 100 – 300 Lumen Lichtstrom (Intensität) reichen in der Regel völlig aus. Sogar mit 20 lm Lichtstrom kann mit guter Lichtverteilung gut gesehen werden. Der Lichtstrom steht auf der Packung.
- wenn künstliches Licht, dann nur nach unten strahlen mit gut abgeschirmten Leuchten, möglichst niedrige Lichtpunkthöhen
- warme, bernsteinfarbene Lichtfarbe einsetzen bis max. 2700 Kelvin, besser max. 2200 Kelvin (bernsteinfarben) Farbtemperatur
- ausschalten, wenn nicht benötigt und in der Nacht
- Schalter mit Zeitschaltuhr bevorzugen, Bewegungsmelder prüfen und gut einstellen bzw. abkleben, da sie sonst unkontrolliert auslösen
- prüfen, wie stark die Innenbeleuchtung in den Garten einwirkt und evtl. Maßnahmen ergreifen
Das spart nicht nur Energie, sondern ist rücksichtsvoll gegenüber Tieren, Pflanzen, Nachbarn und uns Menschen.
Foto 1: Auch ohne grelles, künstliches Licht lässt sich eine stimmungsvolle, weihnachtliche Atmosphäre schaffen. / Foto: Lea Hohmann
Foto 2: Künstliche Beleuchtung sollte nur eingesetzt werden, wann und wo sie wirklich benötigt wird, um die nächtliche Ruhe der Vögel und anderer Gartenbewohner nicht zu stören. / Foto: Reimund Hopf